Im Frühjahr 2022 hat das Anschu(h)b Team eine Umfrage unter Schuhmacher*innen in Deutschland gestartet, die Dank der guten Vernetzung mit Kolleg*innen eine sehr hohe Beteiligung von 130 Personen hatte.
Ziel dieser Umfrage war es, einen Einblick in die aktuelle Situation der Schuhreparatur in Deutschland zu gewinnen, um darauf aufbauend Strategien zu entwickeln, die die Reparatur zukünftig stärken können.
Folgende Key-Findings wurden aus den Umfrage-Ergebnissen ausgewertet:
- durchschnittlich werden weniger Schuhe repariert als in den Jahren zuvor, teils Corona-bedingt
- Klebereparaturen überwiegen
- Originalmaterialien werden eher selten benötigt, um eine Reparatur auszuführen
- es werden mehr Lederschuhe repariert als Sneaker, da sich die Kosten der Reparatur im Vergleich zum Schuh-Neukauf häufig nicht lohnen
- die Aufklärung von Konsument*innen zur Schuhreparatur wird als sehr wichtig bewertet
- Kooperationen mit Schuhherstellern und Lieferanten bestehen nur teilweise, sind aber erwünscht
- das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Repair-Cafés ist hingegen gering
- allgemein gefordert werden: die Stärkung des internen Handwerker*innen-Netzwerks, die Aufklärung der Zivilgesellschaft zur Schuhreparatur, ökonomische Anreize zur Reparaturförderung, Richtlinien bei Schuhmaterialien
Detaillierte Ergebnisse der Umfrage finden Sie im PDF anbei.
2 Kommentare
Finde es echt schade das es nur 130 Antworten gab, bei ca 1700 betrieben die es leider nur noch gibt.
Ich bedanke mich recht herzlich bei allen die sich für unser Handwerk einsetzen 👍
In der Auswertung steht: „es muss kommuniziert werden, dass Repair-Cafés keine direkte Konkurrenz darstellen,
sondern auch Neukunden generieren können“ Dem gegenüber können nur einfachste Reparaturen (Kleben und Pressen per Hand?) dort durchgeführt werden. Neukunden könnten auch den Eindruck „das kann ich auch“ gewinnen.
Bestenfalls Schuhpflegeseminare könnte ich mir in diesem Zusammenhang vorstellen.
So schön der Gedanke kostenloser Nachbarschaftshilfe ist, hier ein
Auszug aus „Ökologische Finanzreform“ des Umweltbundesamtes:
„3.3.6.3 Fiskalische Wirkungen
Die Mehrwertsteuersenkung für kleinere Reparaturen verursacht fiskalische Kosten, also Steuerausfälle. Diese setzen sich zusammen aus direkt verminderten Mehrwertsteuereinnahmen aus kleinen Reparaturen sowie Mehrwertsteuerausfällen durch verringerten Umsatz mit Neuprodukten. Gleichzeitig nehmen gewerbliche Reparaturen zu, was zu vermehrten Staatseinnahmen führt. Außerdem kann erwartet werden, dass Reparaturen in Schattenwirtschaft (Repair Cafés, Eigenreparatur, Schwarzarbeit) abnehmen. Dadurch würden auch zusätzliche Staatseinnahmen generiert werden (ifh Göttingen 2009).“
Eine Förderung von Schuhreparaturen in Repair-Cafes steht dazu in krassem Widerspruch. Zumal dort weder die maschinellen Voraussetzungen gegeben sind, kein Materiallager vorhanden ist und fachliche Kompetenzen Mangelware sind, das fängt bei Grunderfordernissen wie gleicher Absatzhöhe nach Absatzfleckreparatur an.
Auch in anderen Branchen, die nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Löhne für ihre Mitarbeiter erwirtschaften müssen, können Repair-Cafes bei näherer Betrachtung unter dem Aspekt Schwarzarbeit kaum Begeisterung auslösen, im Gegenteil, es untergräbt deren Bemühungen.
Es ist auch in anderen Bereichen völlig legitim, Geld für seine Leistung zu fordern. Dafür beim Verbraucher zu werben und Reparaturen spürbar günstiger zu machen gibt es andere, bessere Wege.